Unfall mit Folgen Teil 4 Halloweenparty mit Folgen

Die Halloweenparty bei Daniels Mitschülerin wird für beide Jungs nicht ohne Folgen bleiben…

„Bitte, du musst mitkommen!“ Daniels Stimme klang so flehend, dass Felix es direkt bereute, dass er gesagt hatte, er könne mit Halloween nicht viel anfangen. „Ich hab nämlich so eine coole Idee für ein Kostüm, aber das ist nur zu zweit richtig gut.“

„Was ist mit deinen Kumpels?“ Felix hatte sich seit bestimmt sieben oder acht Jahren nicht mehr verkleidet und konnte dem Gedanken auch nicht unbedingt viel abgewinnen. „Andy hasst verkleiden, er findet das total dämlich und kommt nur zur Party, weil Sophie ihn die Musik machen lässt. Und Lasse hat schon selbst eine Idee und das Kostüm fertig.“ „Aber ich hab ja kein Kostüm“, versuchte Felix noch einzuwenden, aber das ließ Daniel nicht gelten.

„Musst du nicht, ich hab die Sachen für beide Kostüme“ Felix seufzte und als ob Daniel spürte, dass er gewonnen hatte, ergänzte er: „Du kriegst auch eine Knarre!“

„Was? Als was soll ich mich überhaupt verkleiden?“

„Van Helsing“, erklärte Daniel stolz. „Ich hab nämlich ein total cooles Vampirkostüm, aber nur Vampir ist so langweilig. Deswegen musst du als Vampirjägern mitkommen.“

„Aber ich kenne doch niemanden von deinen Freunden, das ist bestimmt komisch.“

„Ich stelle dich allen vor. Das wird super, glaub mir. Du kannst auch danach bei mir übernachten und musst nicht nachts noch durch die halbe Stadt heimgurken.“

„Meinetwegen“

„Juchu!“ Daniel freute sich so offensichtlich, dass Felix nicht anders konnte, er musste grinsen, als er sein Handy zur Seite legte. Verkleidung und eine Party mit lauter Fremden hin oder her, wenn Daniel sagte, das es lustig werden würde, hatte er bestimmt Recht.

Daniel und seine Schwester hatten an den Kostümen ganze Arbeit geleistet, das musste er zugeben. Und als sie am Freitagabend im Haus von Daniels Mitschülerin eintrudelten, bekamen sie eine Menge bewundernder Blicke und Komplimente. Ein Junge, der gerade dabei war, in der Ecke des Wohnzimmers ein kleines DJ-Pult aufzubauen, grinste. „Hat Daniel also doch ein Opfer für sein großartiges Van-Helsing-Kostüm gefunden. Du musst Felix sein.“

„Ähm ja, hi“, stammelte Felix unsicher. „Und das Kostüm ist schon cool, ich steh nur eigentlich nicht so auf Verkleiden.“

„Na willkommen im Club“

„Apropos Kostüm“, schaltete sich Daniel ein. „Hat Sophie nicht gesagt, Zutritt nur mit Verkleidung?“

„Hab ich“ Mit triumphierendem Grinsen griff der Junge hinter sich und holte ein weißes Bettlaken hervor. Er zog es sich über den Kopf und Felix erkannte die ausgeschnittenen Augenlöcher und das mit rotem Filzstift aufgemalte Lächeln.

„Wirklich?“, spottete Daniel und der Junge protestierte: „Hey, ein Gespenst ist ja wohl total passend für Halloween!“

Dem wusste Daniel offensichtlich nichts zu entgegnen, er schwieg jedenfalls und Felix zählte zwei und zwei zusammen. Der Junge, der Verkleiden hasste und den DJ auf der Party geben würde – „Bist du Andy?“

„Der Kandidat hat 99 Punkte, bei 100 gibt es ‘ne aufblasbare Waschmaschine. Anscheinend hat Daniel von mir erzählt.“ Felix nickte und Andy warf Daniel einen gespielt warnenden Blick zu. „Ich hoffe doch, nur Gutes?“

„Natürlich“, beeilte sich Felix zu versichern und alle drei mussten grinsen.

Neben Andy, der Gastgeberin Sophie und Daniels Angebeteter Katharina lernte Felix noch ein paar weitere Freunde von Daniel kennen und dieser hatte Recht gehabt. Obwohl er niemanden kannte, fühlte er sich nur ganz am Anfang komisch. Er wurde direkt von allen freundlich angenommen, unterhielt sich gut und nach dem zweiten Glas von Sophies „Blut-und-Augäpfel-Bowle“ wurde er so locker, dass er sogar am Rand der Tanzfläche mit wippte. Daniels Kumpel machte wirklich einen guten Job. Andys Musik war eine bunte Mischung, alles tanzbar und mit sehr gelungenen Übergängen. Felix hielt Ausschau nach Daniel und musste lächeln. Dieser stand auf der Tanzfläche, eng umschlungen mit Katharina und die beiden wirkten, als würden sie vom Rest der Welt nichts mit mitbekommen.

„Wurde ja auch Zeit“, kommentierte eine Stimme neben ihm und als er den Kopf drehte, blickte er in große dunkle Augen, umrahmt von einem übergroßen verbogenen Metallbrillengestell. Die Augen gehörten zu einem Lockenkopf in einem langen weißen Arztkittel, der mit roten Spritzern und zwei größeren roten Flecken bedeckt war. Um den Hals hing ein Stethoskop und zwei aneinander gekettete täuschend echt aussehende Knochen. Aus der Tasche des Kittels schaute ein Reagenzglas, das bis zum Rand mit grüner Flüssigkeit gefüllt war und ein weiterer Knochen.

„Au weia, ein verrückter Arzt, der menschliche Experimente durchführt!“ Felix musste kichern, die definitiv nicht alkoholfreie Bowle zeigte ihre Wirkung.

„Stets zu Diensten“, lachte der Junge. „Bist du Felix?“

„Sagt mal, wieso wisst ihr denn alle, wer ich bin?“

„Das war nur geraten. Daniel hat von dir erzählt, also dass ihr euch im Krankenhaus kennengelernt habt und seitdem in Kontakt geblieben seid. Und die meisten anderen hier sind aus unser Stufe oder ich kenne sie zumindest vom Sehen aus der Schule. Du bist der einzige, den ich noch gesehen hab, deshalb hab ich einfach vermutet, dass Daniel dich eingeladen hat.“

„Ja, richtig kombiniert, ich bin Felix“ Er streckte dem Jungen im Arztkittel die Hand hin, der ergriff sie und entgegnete: „Freut mich, ich bin Lasse.“

„Lasse“, wiederholte Felix nachdenklich. „Der Name und der Akzent, bist du …. also kommst …“

„Na“, grinste Lasse. „Kommt jetzt das übliche „irgendwas da oben“ oder „eins von den skandinavischen Ländern“?“

„Dänemark“, antwortete Felix relativ entschieden und ergänzte auf Lasses neugierigen Blick: „Du klingst wie Hendrik Sabroe in der nicht synchronisierten Version der Brücke.“

„Respekt“ Lasse nickte anerkennend. „Für den guten Seriengeschmack und das Zuordnen von Akzenten. Ja, ich bin Däne.“

„Was bringt dich nach Deutschland?“, wollte Felix neugierig wissen und Lasse antwortete: „Der Job meines Vaters. Willst du auch noch Bowle und dann einen Platz suchen, wo man sich ruhiger unterhalten kann?“ 

Daniels POV

Daniel öffnete die Augen, musste sich davon überzeugen, dass er nicht träumte. Aber nein, tat er tatsächlich nicht. Er stand in Sophies Wohnzimmer inmitten von Halloweendeko und ihm gegenüber stand seine Traumfrau, im Hexenkostüm, das ihm das logische Denken nicht gerade erleichterte. Sie strahlte ihn an, mit geröteten Wangen und zur Hexe passend blitzenden Augen, strich mit ihren Händen an seiner Hüfte entlang und rief ihm über die Musik hinweg zu: „Wollen wir uns noch was zu trinken holen und ein bisschen an die frische Luft?“ Er nickte, spürte ein Kribbeln in sich aufsteigen. Sie wollte mit ihm allein sein? Oder war ihr tatsächlich nur zu warm oder die Luft im Wohnzimmer zu stickig? Nein, sonst hätte sie auch alleine kurz nach draußen gehen können, aber sie hatte ihn gefragt, ob er mitkommen wollte. Sollte er Andys Rat befolgen und sie einfach küssen? Den Abend über hatte sie wirklich nicht gewirkt, als würde sie das nicht wollen. Aber so richtig passiert war noch nichts, sie waren sich so nahe wie noch nie gekommen, aber irgendwie war es noch nichts halbes und nichts ganzes. Ob er sich mehr trauen würde?

Er wartete mit klopfendem Herzen auf ihre Rückkehr, doch dann fiel ihm etwas ein und mit ziemlich schlechtem Gewissen machte er sich auf die Suche nach Felix. Er hatte ihn schließlich mitgeschleppt, obwohl der Junge vorher seine Sorgen, weil er sonst niemanden kannte, geäußert hatte. Und statt sich um ihn zu kümmern, hatte er sich den ganzen Abend nur mit Katharina beschäftigt und Felix sich selbst überlassen. Ob der so sauer war, dass er schon abgehauen war? Er hatte ja eigentlich bei ihm übernachten wollen, aber vielleicht war er doch zu sich nach Hause gefahren? Ohne sich zu verabschieden? Hatte er nicht stören wollen und ihm geschrieben? Er kramte sein Handy aus der Hosentasche, nein, keine Nachricht von Felix. War er also noch hier? Hatte er Anschluss gefunden?

Er schob sich an den Tanzenden vorbei zum improvisierten DJ-Pult, wo Andy gerade eine Pause einlegte und von seinem Bier trank. Als er Daniel kommen sah, rollte er mit den Augen. „Ich sag doch, du sollst sie küssen! Im Ernst, so wie ihr euch anschaut, fehlt dafür eigentlich nicht mehr viel.“ „Jaaaaaa“, wand sich Daniel. „Wir gehen gleich ein bisschen raus, da sind nicht tausend Leute, die einen beobachten.“ „Sehr gut“, lobte Andy und Daniel nahm ihm sein Bier aus der Hand und trank selbst einen großen Schluck. „Hast du Felix gesehen?“, wollte er wissen und Andy nickte grinsend. Mit dem Kinn nickte er zu einem der fast bodentiefen Fenster, auf dessen Fensterbank Felix neben Daniels zweitem besten Freund hockte. Lasse und er saßen dicht nebeneinander, die Köpfe einander zugewandt, schienen sich angeregt zu unterhalten und lachten immer wieder beide. Daniel atmete auf, erleichtert, dass Felix Anschluss gefunden hatte und sich ohne ihn nicht unwohl oder alleingelassen fühlte. Einen Moment überlegte er, war Felix wohl auch…? Ach was, das musste doch nichts heißen. Lasse war einfach nur ein super netter Kerl.

Als Katharina mit zwei Gläsern Bowle zurückkam, zwinkerte Andy ihm aufmunternd zu und er folgte ihr mit nicht vom Alkohol weichen Knien nach draußen in den weitläufigen Garten.

Eine Weile standen sie dort nebeneinander, genossen die Stille und die frische Nachtluft. Da sie keine Jacken mit nach draußen genommen hatte, fröstelte Katharina in ihrem dünnen Kostüm relativ schnell und stellte fest: „So ein Vampirkostüm passt deutlich besser zu den Temperaturen.“ Daniel nahm seinen Umhang, zog sie dicht an sich heran und legte den Umhang um ihren Schultern. Er schlang beide Arme um sie, schaute ihr und die Augen und sie flüsterte: „Aber nicht beißen!“ „Nur ein bisschen anknabbern“, gab Daniel ebenso leise zurück und bevor ihn der Mut wieder verließ, ließ er seinen Atem sanft über ihren Hals gleiten, hauchte ihr dann erst einen zögernden Kuss auf die Wange, bevor ihre Lippen sich fanden.

Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, die sie auch wieder drinnen mit Tanzen, reden und immer wieder mit intensiven Küssen verbrachten. Letzteres wurde von allen mit Lächeln und von einigen auch mit einem erfreuten „Na endlich“ kommentiert. Die Uhr zeigte bereits nach vier, als allgemeine Aufbruchstimmung eintrat. „Wir sehen uns?“ Fragend schaute Daniel Katharina an, diese nickte lächeln. „Klar“, versprach sie, bevor sie sich mit einem diesmal kurzem Kuss verabschiedete, ihren Mantel über das Kostüm zog und sich gemeinsam mit ihren besten Freundin Mina auf den Heimweg machte.

Andy packte den Rest seines Equipments zusammen und grinste Daniel an. „Na also! Ich will ja nicht sagen, dass ich Recht hatte, aber ich hatte Recht. Sie hat dich ja quasi mit Blicken ausgezogen, du musstest einfach nur den ersten Schritt machen.“ Daniel war so überwältigt und vollgepumpt mit Endorphinen, dass er Andys neunmalklugen Kommentar, der ihm sonst garantiert auf die Nerven gegangen wäre, nur mit einem Nicken kommentierte. Als er langsam wieder ein bisschen zu sich kam, fragte er: „Wie kommst du mit dem ganzen Kram nach Hause? Oder lässt du das hier und dich morgen abholen?“ „Ne, mein Bruder kommt mit dem Auto vorbei. Er muss später zur Frühschicht, war also sowieso ohne Alkohol unterwegs.“ Daniel nickte und Andy bot an: „Sollen wir dich mitnehmen? Liegt ja fast auf der Strecke, macht Alex bestimmt.“ „Ja, das wäre cool. Aber habt ihr mit deinem ganzen Kram Platz für mich und Felix?“

„Felix? Liegt das auch auf der Strecke?“

„Ne, er pennt bei mir. Weil er am anderen Ende der Stadt wohnt und die Verbindung nachts so beschissen ist. Er käme entweder gar nicht heim oder wäre ewig unterwegs.“ „So so, was hat er gemacht, dass er bei dir übernachten darf, wo das doch sonst immer so ein Drama bei dir ist?“

„Ich sag doch, er wohnt total weit weg und er hätte sonst nicht mitkommen können zur Party und …“

„Schon gut, das war ein Scherz, entspann dich.“ Andy klappte die Laptoptasche zu und schielte aus dem Fenster nach draußen. „Ah, Alex ist da. Also wenn ihr mitwollt, musst du Felix einsammeln bzw. versuchen, ob du ihn von Lasse loseisen kannst.

„Lasse? War er die ganze Zeit mit ihm zusammen?“

„Ja, mehr oder weniger“, berichtete Andy. „Also er hat mit einigen anderen geredet, ein bisschen getanzt – was anderes bleibt einem bei meiner Musik ja schließlich gar nicht übrig! – aber überwiegend saß er mit Lasse zusammen. Die zwei scheinen sich gut zu verstehen.“

Der Raum hatte sich inzwischen deutlich geleert, die Deckenbeleuchtung war eingeschaltet und Daniel fand Lasse und Felix, die Sophie dabei halfen, leere Flaschen einzusammeln. „Wir können bei Andys Bruder mitfahren, der ist mit dem Auto da“, erklärte Daniel und Felix nickte. Er wand sich an Sophie: „Vielen Dank für die Einladung!“ „Sehr gerne“, lächelte die Gastgeberin. „Du kannst gerne mal wieder mitkommen und danke für die Hilfe beim Aufräumen.“ Dann schaute Felix Lasse an, wirkte etwas ratlos und murmelte schließlich: „Ja, mach‘s gut. Hat mich gefreut.“

„Mich auch“, erwiderte Lasse. „Du hast ja meine Nummer.“ Felix nickte, wollte sich zum Gehen wenden, andererseits aber scheinbar auch nicht ohne richtige Verabschiedung los. Lasse ergriff kurzerhand die Initiative und nahm ihn kurz in den Arm. Felix wirkte erst verwirrt, dann erwiderte er die Umarmung und folgte Daniel und Andy mit einem gemurmelten „Ciao“.

Sie begrüßten Andys Bruder, der erklärte: „Mit drei Leuten und dem Kram meines Bruders hab ich nicht gerechnet. Auf dem Beifahrersitz liegen die Winterreifen.“ „Ich will keine Umstände machen“, beeilte sich Felix zu erklären. „Ich kann auch mit der Bahn fahren und zu Hause übernachten.“ „Unsinn“, entschied der junge Mann, dem die Ähnlichkeit zu Andy ins Gesicht geschrieben stand, und räumte dessen Sachen in den Kofferraum. „Packt euch auf die Rückbank, das Stück bis zu Daniel könnt ihr ja ne Runde kuscheln.“ Gesagt, getan, zwei Minuten später waren sie auf den um diese Zeit leeren Straßen unterwegs.

Felix‘ POV

Felix warf einen Blick auf Daniel und musste lächeln. „Du siehst total verknallt aus.“ Jetzt wurde Daniel rot, auch Andy grinste und Felix erklärte: „Ich freu mich für dich, du hast schon soviel von Katharina erzählt.“ „Frag uns mal“, stöhnte Andy theatralisch. „Wir haben das Drama ja monatelang live mitbekommen, die beiden haben einander angehimmelt, aber keiner hat sich getraut, Klartext zu reden oder wirklich den ersten Schritt zu machen.“ „Jaaaaa“, entgegnete Daniel in Ermangelung einer klugen Antwort und schaute dann schuldbewusst zu Felix. „Es tut mir Leid, dass ich so hab stehen lassen. Ich hab dich mitgeschleppt und mich dann quasi nicht um dich gekümmert.“ „Kein Problem“, versicherte Felix. „Ich freu mich, dass es mit Katharina endlich geklappt hat. Und ich hab mich auch gut unterhalten und hatte Spaß, du hast Recht, dass du echt ne tolle Clique hast.“ „Klar, Daniel hat wirklich super Freunde“, bestätigte Andy todernst, bevor er zu bedenken gab: „So intensiv wie du dich mit Lasse unterhalten hast, bist du vielleicht sein Typ.“ „Wie meinst du das?“, fragte Felix erstaunt und Daniel schimpfte: „Du bist eine olle Tratschtante!“ „Was denn?“, rechtfertigte sich Andy. „Wir wissen doch alle Bescheid, ich dachte nicht, dass das ein Geheimnis ist. Kann ich ja wissen, dass er das Felix scheinbar nicht erzählt hat.“ „Könnt ihr aufhören, über mich zu reden, also wäre ich nicht da?“, mischte Felix sich ein. „Was meinst du damit? Und was hat Lasse mir offensichtlich nicht erzählt?“ Nun wand Andy sich doch ein wenig, also sprang Daniel ein. „Dass er schwul ist“ Diese Information an sich schockierte Felix nicht, aber Andys Andeutung ließ ihm keine Ruhe. „Und wie meinst du dass, also dass ich vielleicht sein Typ bin?“ „Ach vergiss es, das war nur ein blöder Scherz“, erklärte Andy hastig. „Und ist im Grunde auch dummes Klischéedenken, also Hetero kann man sich schließlich auch mal einfach so mit einem Mädchen unterhalten, ohne dass man direkt was von ihr will. Das ist bei Schwulen ja nicht anders.“ Felix nickte zustimmend, hakte das Thema schon ab, als Andy ihn fragend anschaute. „Außerdem weiß ich ja nicht, ob du schwul bist.“ „Bin ich nicht!“ Die beiden anderen schauten ihn so erstaunt an, dass ihm dämmerte, wie heftig seine Beteuerung wohl ausgefallen sein musste. Also ergänzte er schnell: „Versteht mich nicht falsch, nicht, dass ich das irgendwie schlimm finde oder so. Das ist völlig okay, aber ich bin nicht schwul.“ „Okay“, nickte Andy. „Aber hast du denn eine Freundin?“ „Nein, im Moment nicht“, antwortete Felix. „Aber können wir es jetzt bitte lassen, ein Kreuzverhör aus meinem Liebesleben zu machen?“ „Ja, können wir“, entschied Daniel. „Diplomatie ist unbedingt Andys Stärke, besonders nicht, wenn er betrunken ist.“

Dass Andy auf eine Antwort verzichtete, schien Bestätigung genug und eine Weile starrten alle drei schweigend auf die verlassenen Hauptstraße. Dann rutschte Felix unbehaglich auf dem Sitz hin und her und fragte zögernd: „Sind wir bald da?“ „Ja, noch höchstens zehn Minuten“, antwortete Andy. „Warum?“ „Weil ich aufs Klo muss“, gab Felix verlegen zu. „Die blöde Bowle“ „Ja, Alkohol ist fies, was das angeht“, stimmte Andy zu und plötzlich schaltete sich sein Bruder von vorne ein. Er warf einen Blick in den Rückspiegel und grinste: „Dann sitzt du ja auf dem richtigen Platz.“

„Wieso?“ Felix bemühte sich, sich seine Unbehaglichkeit zu allzu deutlich anmerken zu lassen. Er war schließlich kein kleines Kind mehr, aber verdammt, er hätte wirklich nochmal auf die Toilette gehen sollen, bevor sie losgefahren waren. „Weil mein Bruderherz sonst auf der Seite sitzt und der schon mal im Stau in die Hose gemacht hat. Also wäre es der selbe Sitz, der was abkriegt.“ Felix war so perplex, dass er den Scherz nicht direkt als solchen auffasste. Außerdem lief Andy flammend rot an und fauchte: „Ach, halt die Klappe! Das geht niemanden was an, außerdem ist das zehn Jahre her!“ „Fünf“, korrigierte Alex unbarmherzig. „Du warst nämlich schon 12 und Mama hat danach ernsthaft überlegt, dir für längere Autofahrten wieder Windeln anzuziehen.“ „Du bist blöd!“ Das war der einzige Protest, der Andy einfiel, also schien die ganze Geschichte tatsächlich der Wahrheit zu entsprechen. Felix spürte einen merkwürdigen Stich in seinem Bauch, einerseits musste er immer noch unglaublich dringend auf Toilette, andererseits löste das Thema Windeln eine merkwürdige, nicht zu deutende Faszination auf ihn aus. Und gerade, dass andere so offen darüber redeten, die Beschämung in Andys Gesicht,… Er verstand sich selbst nicht, aber irgendwie war das spannend. Sehr spannend…

Er wusste nicht, ob er erleichtert oder enttäuscht sein sollte, als Andys Bruder wenige Minuten später am Bordstein vor Daniels Wohnhaus anhielt. Sie bedankten sich fürs mitgenommen werden, ignorierten Andys Schmollen „Wir sehen uns“, meinte Daniel nur und durchwühlte seine Hosentasche und seinen Rucksack nach dem Hausschlüssel. „Kannst du dich beeilen?“, flehte Felix, der inzwischen unruhig von einem Fuß auf den anderen trippelte. Daniel schaute ihn erstaunt an und grinste: „Du musst ja wirklich dringend.“ „Ja“, jammerte Felix und Daniel schien einen Moment zu überlegen, ob er sich Zeit ließ mit dem Aufschließen. Er hatte aber Erbarmen und ließ Felix in der Wohnung angekommen auch den Vortritt im Bad.

Als er mit geputzten Zähnen und einer Windel an zurück in sein Zimmer kam, saß Felix auf seinem Bett, den Kopf an die Wand gelehnt und fragte neugierig: „:Wusstest du, dass dein bester Kumpel mit 12 noch in die Hose gemacht hat?“ Daniel schüttelte den Kopf. „Aber dich scheint das Thema ja brennend zu interessieren.“ Verlegen zuckte Felix mit den Schultern. „Welches Thema?“

„Windeln bei anderen, vor allem bei hübschen Jungs“

„So hübsch finde ich Andy gar nicht“

„So so…“

„Oh nein, so war das nicht gemeint. Keine Ahnung, wie ich es finden würde, wenn jemand anders eine Windel anhaben würde.“

„Wie findest du es denn bei mir?“

„Das kann ich nicht beurteilen, du bist ja immer angezogen“

„Das lässt sich ändern“ Daniel erhob sich, öffnete betont langsam den Gürtel seiner Jeans, dann Knopf und Reißverschluss und ließ die Hose zu seinen Knöcheln nach unten rutschen. Felix starrte ihn verblüfft an. „Das … also … Du hast ja eine richtige an, also so eine zum Kleben“ Daniel nickte. „Die hält mehr aus und ich kenne die verheerende Wirkung von Bier. Apropos verheerend, ich hole mal noch ne Flasche Wasser, dann ist der Kater morgen vielleicht nicht ganz so schlimm.“

Daniels POV

Immer noch vor sich hin grinsend ging Daniel in die Küche, holte eine Flasche Wasser aus der Abstellkammer und dachte an Felix‘ Aussage über andere in Windeln, an seinen Blick, als Alex von dem Unfall seines Bruders und der Drohung ihrer Mutter erzählt hatte, und an die Verzweiflung vor der Haustür. Ja, er hatte gebettelt, aber gleichzeitig neben der puren Verzweiflung auch dieses Blitzen in den Augen gehabt, das Daniel auch gesehen hatte, als er versucht hatte, beim letzten Mal seine Windel zu benutzen. Beim zweiten Mal während des Films war es schon deutlich leichter gewesen, aber wieder mit dieser interessanten Mischung aus echter Verzweiflung und leichtem Genießen im Gesicht. Er würde das Thema unbedingt zeitnah mit ihm vertiefen müssen. Aber nicht mehr heute morgen, er war todmüde und wollte es auch nicht noch mehr ausnutzen, dass Felix so betrunken war.

Als er zurück in sein Zimmer kam, musste er schmunzeln. Felix war inzwischen aus der sitzenden Position zur Seite gerutscht und vollständig angezogen in seinem Bett eingeschlafen. Einen Moment überlegte er, ob er für sich noch die Couch ausklappen sollte, aber eigentlich war das Quatsch. Felix lag schließlich auf der Seite und 1,40m waren wirklich breit genug für zwei Leute. Er holte die zweite Decke von der Couch, breitete sie über Felix, zog die Vorhänge zu und legte sich neben ihn ins Bett. Schon im Halbschlaf zog er noch kurz in Erwägung, nochmal auf Toilette zu gehen, verwarf den Gedanken aber direkt wieder. Er war zu müde und in seinem Zustand würde er sowieso im Schlaf in die Windel pullern, da war das nun auch schon egal.

Völlig verwirrt fuhr er aus einem Traum mit Katharina, Andy, Windeln und Vampirzähnen hoch und brauchte einen Moment um sich zu sammeln. Die wiederkehrenden Erinnerungen an die Party und vor allem an Katharina ließen ihn lächeln. Er warf einen Blick auf sein Handy, halb sieben, sie hatten also erst knapp zwei Stunden geschlafen. Was hatte ihn denn geweckt? Auf Toilette musste er nicht, dass er tatsächlich davon aufwachte, käme sowieso einem Wunder gleich. Normalerweise waren die trockenen Nächte die, in denen er gar nicht musste. Und natürlich war seine Windel nass, wie er zu seinem Erschrecken feststellte, nicht nur die. Auch auf seiner Schlafanzughose spürte er die allzu bekannte, unangenehme, kalte, klamme Nässe. Verdammt! War etwa die saugfähige Klebewindel ausgelaufen? Er hatte doch extra eine solche angezogen um das zu verhindern. Vorsichtig betastete er die Hose um das Ausmaß des Schadens festzustellen – und hielt verwundert inne. Die Hose war nass, aber am Knie und zwar nur dort. Wie konnte das denn sein? Okay, der Reihe nach. Nachdenken, auch wenn das in einem Zustand zwischen noch betrunken und schon verkatert nicht so einfach war. Die Windel konnte ja nun wirklich nicht so auslaufen, dass man nur an einem Bein nass wurde. Er zog die Hose herunter, betastete die Außenfolie der Windel, die sich erwartungsgemäß trocken anfühlte. Die Windel selbst war etwas nass, ein bisschen dicker als beim Anziehen, aber das ging noch einiges. Das beruhigte ihn, erklärte aber nicht, wie er zu einer nassen Hose kam. Hatte Felix im Halbschlaf Wasser getrunken und was verschüttet? Er wollte schon davon ausgehen und sich wieder hinlegen, als ihm der Fleck auf dem Bettlaken auffiel. Er hatte ihn offensichtlich mit dem Knie berührt. Der nasse Fleck hatte die ihm leider nur zu bekannte Form, aber er lag ein ganzes Stück daneben. Das konnte doch nicht sein! Oder etwa doch?

Zögernd zog er die Bettdecke, in die Felix eingerollt war, ein Stück zurück und schluckte. Tatsächlich, die Jeans, in der Felix eingeschlafen war, war nass, genauso wie das Laken auf seiner Seite des Bettes. Er wollte ihm die Beschämung eigentlich ersparen, aber er konnte ihn ja auch nicht so weiterschlafen lassen, davon abgesehen, dass ihn selbst das nasse Bett, gerade aufgrund eigener Erinnerungen, störte. Also schüttelte er Felix an der Schulter, erst sanft, als keine Reaktion kam, kräftiger. „Was ist los?“, grummelte Felix verschlafen. „Müssen wir schon aufstehen?“ „Ja, wir müssen aufstehen“, entgegnete Daniel. „Zumindest kurz, damit wir das Bett abziehen können.“ „Warum?“ Felix wurde langsam halbwegs wach, richtete sich auf und erstarrte. Er wurde kalkweiß, seine Unterlippe begann zu zittern. „Scheiße!“ „Ist doch nicht so schlimm“, versuchte Daniel ihn zu trösten und als Felix ihn aus weit aufgerissenen Augen anstarrte, schnitt er eine Grimasse. „Wenn du dich vor jemandem nicht schämen musst, dann vor mir.“ „Stimmt“, murmelte Felix und Daniel konnte es nicht lassen. „Haben wir ja Glück, dass du in meinem Bett eingeschlafen bist. Da ist nämlich ein Matratzenschoner drauf, auf der Couch nicht.“ Felix wurde nun rot statt der anfänglichen Blässe und Daniel forderte ihn auf: „Steh mal auf, lass mich das Bett abziehen.“ Felix rappelte sich hoch und Daniel erkannte, dass die Jeans tatsächlich bis zu den Knien hinunter nass war. Er konnte nicht ganz genau sagen, was der Anblick in ihm auslöste, jedenfalls war es nicht nur pures Mitgefühl. Er hasste sich selbst für diese Gefühle, wenn jemand wüsste, wie beschämend das Aufwachen in einem nassen Bett war, dann doch wohl er. War es vielleicht deshalb auch positiv, weil er nicht völlig allein, war mit seinem Problem? Weil ihn Felix‘ Unfall, genau wie die Geschehnisse im Krankenhaus zu einem Leidensgenossen machte? Genau, das klang logisch, psychologisch begründet und nachvollziehbar. Und es hielt ihn davon ab, darüber nachzudenken, ob er die Szene und das Ereignis vielleicht noch ganz anders positiv fand…

Entschlossen schüttelte er den Kopf, warf die beiden Bettdecken auf den Boden und zog das Laken ab. „Soll ich dir helfen?“, bot Felix an und Daniel grinste: „Ja, zieh dich aus!“

„Was?“ Felix starrte ihn erschrocken an.

„Ja, du willst ja wohl nicht so weiterschlafen“

„Ach so, ja … also ich meine, nein“ Felix schaute verwirrt zwischen der Zimmertür und Daniel hin und her und der erklärte achselzuckend: „Du kannst ins Bad, es ist keiner zu Hause. Aber ich guck dir auch nichts weg. Außerdem ist meine Hose auch nass.“

„Oh Gott, das tut mir Leid“, stammelte Felix, wurde tatsächlich noch röter und nestelte an dem Reißverschluss seiner Hose herum. „Ach, muss es nicht“, versicherte Daniel. „Ich kenne das Gefühl zur Genüge und wenn ich ganz ehrlich bin, ist es irgendwie positiv, dass es nicht nur mir passiert.“

„Gern geschehen“ Allmählich fand Felix ein bisschen seines Humors zurück und entledigte sich nun doch im Zimmer seiner nassen Hose und Boxershorts. „Schmeiß zu dem Laken, ich pack das nachher in die Waschmaschine“, forderte Daniel ihn auf und warf seine Hose ebenfalls auf den Haufen. Felix kramte in seinem Rucksack herum und fand die Jogginghose, die er eigentlich zum Schlafen eingepackt hatte. Aber Daniel grinste: „Ne, so nicht!“ „Wie?“ Erschrocken hielt Felix inne. „Ich geh auf die Couch, dann hast du dein Bett für dich allein.“

„Darum geht‘s nicht. Und nein, die Couch müssen wir nicht extra ausklappen.“

„Was dann?“

„Wenn du in meinem Bett weiterschlafen willst, dann nur mit Windel an. Ich hab ja grade gemerkt, wie gut das ohne klappt.“

Felix senkte den Kopf, kaute auf seiner Unterlippe herum und gab dann zu: „Ich bin viel zu betrunken, ich krieg das bestimmt nicht hin.“

„Leg dich hin“ Halt, das hatte er nicht laut gesagt, oder? Aber so verblüfft wie Felix ihn anstarrte, wohl doch. War er zu weit gegangen? Andererseits war Felix auch nicht schreiend davon gelaufen, also konnte er die verrückte Aktion auch durchziehen. Sie waren schließlich beide betrunken und mit viel Glück würden sie sich morgen gar nicht mehr daran erinnern. Und wenn doch, konnten sie es immer noch auf den Alkohol schieben. Felix stand immer noch wie paralysiert vor dem inzwischen frisch bezogenen Bett und Daniel erklärte: „Ich helf‘ dir.“

„Wirklich?“

„Ja, wirklich“

Langsam kam Felix der Aufforderung nach, legte sich auf das Bett und Daniel kramte eine zweite Windel aus dem Schrank, faltete sie auseinander und kam zu ihm. Felix hob brav den Po an, Daniel schob die Windel darunter, zupfte sie zurecht und klappte das Vorderteil hoch. „Mega ungewohnt, dass bei jemand anderem zu machen“, stellte er fest. „Ungewohnt und spannend“

„Sei froh, dass ich immer noch zu betrunken bin, um das körperlich spannend zu finden“ Felix vergrub das Gesicht in seinen Händen, Daniel verschloss sorgfältig einen Tape nach dem anderen und fragte beiläufig: „Bist du froh drüber?“

„Ja!“ Das kam so heftig, dass Daniel seine Frage schon bereute, doch dann fügte Felix kaum hörbar hinzu: „Weil ich sonst einfach sterben würde vor Scham.“ Daniel lächelte, strich wie beiläufig über die glatte, knisternde Folie von Felix‘ Windel und reichte ihm seine Hose. „So, jetzt können wir unbesorgt weiterschlafen.“

4 Kommentare zu „Unfall mit Folgen Teil 4 Halloweenparty mit Folgen

  1. Ein wirklich schöner Teil dieser Geschichte.
    Selten gelingt es Autoren das man sich so in die Personen hineinversetzen kann und man in Träumereien verfällt.
    Alle die nicht nur diese immer gleichen Pornogeschichten lesen möchten, sollten dieser hier auf jeden Fall eine Chance geben 🙂

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  2. Wie auch die bisherigen Teile wunderbar geschrieben. Mir gefällt sehr, dass durch die Einführung des Umfelds von Daniel neue Handlungsstränge angelegt werden und sich die Geschichte vom damit ein Stück weit öffnet.
    Klar ist das Tandem Daniel / Felix noch immer der Mittelpunkt der Geschichte, aber ich denke es tut der Erzählung gut, dass eine äußere Handlung die Möglichkeit bietet, die Figuren durch ihre Reaktion auf äußere Ereignisse umfassender zu charakterisieren und ihnen so noch mehr Tiefe zu verleihen.
    Interessant ist die Themenwahl der Halloweenparty. Eigentlich hätte der Horrorfilm aus Teil 3 ja quasi eine ideale Steilvorlage geboten, um die beiden Teile ineinander über zu leiten, so kommt sie etwas aus heiterem Himmel. Auch sonst wird man von der Menge an neuen Informationen zu Beginn ein bisschen überrollt. Beispielsweise hätte ich erwartet, dass Daniels Flamme ihn im Krankenhaus besuchen würde oder Daniel dort zumindest mal eine Bemerkung dazu macht, warum das nicht geht oder dass er enttäuscht ist, dass sie nicht kommt o.ä. Ich gebe aber zu, dass das sehr schwer ist – denn entweder muss man sich die Geschichte schon von vorne herein im Groben überlegt und alle Figuren vorgedacht haben oder eben noch nachträglich noch Änderungen vornehmen. Das sind aber wirklich nur Details, die einer super schöne Geschichte nur noch ein winziges bisschen besser gemacht hätten.
    Bemerkenswert ist, dass du das Tempo der Geschichte deutlich erhöht hast. Während bei Teil 1 die selbe Handlung jeweils aus beider Perspektive erzählt wurde, geht das jetzt fast ohne Überlappung fließend ineinander über. So kann man natürlich auch mehr Handlung unterbringen und auch die ein oder andere witzige Bemerkung wie die von Andy mit seinem Gespensterkostüm (eine gute Alternative für Verkleidungsmuffel ist übrigens ein Maleranzug mit der Beschriftung „404 Constume not found“ ).
    Apropos „nicht gefunden“. Schön, dass es das bei dir nicht gibt. Während sich viele Leute heute zwischen Tinderfrust und Selbstverwirklichung als weltreisender Dauersingle mit dem selbstverliehenen „Beziehungsunfähig“-Label (Gütesiegel?) aufreiben, kommen deine Figuren noch ganz klassisch zu ihrem Gegenstück. Sehr romantisch, dezent kitschig möchte man da fast sagen – aber eben auch sehr schön. Selbst in der Großstadt darf es ja noch einfach sein, zumal ja mit dem Windelthema noch Konfliktpotential vorhanden ist.
    Bin schon sehr gespannt, wie das weiter geht, werde allerdings heute noch nicht weiter lesen…
    LG
    Thias

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  3. Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar! Ich freue mich sehr über so differenziertes Feedback und wollte auch schon längst etwas dazu geschrieben haben.
    Zur Anmerkung mit Katharina: Sie hat ihn im Krankenhaus besucht. Das wird in Teil 1 erwähnt, als Daniel seine aktuelle Situation überdenkt, an die neue Schule und eben auch an das Mädchen, in das er sich verliebt hat, und warum er nicht will, dass da mehr draus wird. „Er dachte an Katharina, mit der er einige Male zusammen geskatet war, der er einige Tricks beigebracht hatte, an ihr Grinsen und die scheinbar zufälligen Berührungen, als sie sich an ihm festgehalten hatte, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Sie hatte ihn auch schon im Krankenhaus besucht und seine Kumpels versicherten ihm, sie wäre an mehr als seinen Künsten auf dem Skateboard interessiert. Er mochte sie auch, konnte sich vielleicht sogar vorstellen, mehr Zeit mit ihr zu verbringen, den Kontakt enger werden zu lassen – und dann? Dann würde es irgendwann zu einer gemeinsamen Übernachtung kommen und sie würde entweder in einem nassen Bett aufwachen oder neben einem fast erwachsenen Jungen in Windeln. So oder so hätte sich eine etwaige Anziehungskraft dann in Luft aufgelöst und um sich und Katharina diese Enttäuschung zu ersparen, ließ er es gar nicht zu allzu engem Kontakt kommen.“

    Den Zusammenhang zwischen dem Filmeabend und der Halloweenparty sehe ich ehrlich gesagt nur halb. Vielleicht gehe ich da zu sehr von mir selbst aus, ich mag Horrorfilme und grusel mich gerne, hasse es aber trotzdem, mich zu verkleiden und um mich auf eine entsprechende Party zu kriegen, bräuchte man schon sehr gute Argumente 😉

    Der gewisse Kitschfaktor oder eine gewisse Romantik sind beabsichtigt. Also ich versuche schon, es nicht zu übertreiben, eine gewisse Spannung oder Dynamik beizubehalten, aber gleichzeitig soll es schon ein bisschen träumen und „Hach, wäre das schön“ seufzen lassen. Das gilt für die Romantik genauso wie für die vielen, zugegebenermaßen sehr unwahrscheinlichen Zufälle im Bezug auf Windeln und den Umgang damit. Das wird höchstwahrscheinlich nie genauso passieren, eine entsprechende Geschichte zu schreiben ist aber nicht mein Ziel.
    Ich freue mich, dass dir dieser Verlauf (bisher) gefällt.

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